Heimat in Köln
Die Kölner Ungarngemeinde an St. Aposteln.
Als vor tausend Jahren der Grundstein für die Basilika Sankt Aposteln gelegt wurde, war der ungarische König Stefan gerade Christ geworden. In der Folgezeit entstanden auch in Ungarn viele prachtvolle Kirchen und Klöster, bis das osmanische Reich diese Bauten fast vollständig zerstörte.
Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes in Ungarn 1956 fanden viele geflüchtete und ausgesiedelte Ungarn in Köln eine neue Heimat. Seitdem wuchs die katholische Ungarngemeinde in Köln über viele Jahre hinweg. Heute zählt sie über 3500 Mitglieder und ist sehr dankbar, dass sie in St. Aposteln, diesem alten, prachtvollen Kirchenhaus, ihre Gottesdienste in ihrer Muttersprache feiern und so eine Heimat erleben kann.
Eine schöne Episode aus dem Jahr 1964 zeigt, wie sehr die Ungarngemeinde und die Gemeinde von St. Aposteln miteinander verbunden sind. Es ging damals um die Grundsteinlegung und Einweihung des damaligen Ungarnhauses in der Thieboldsgasse 96.
Am 12. Juli 1964 fand die dazugehörige Festmesse in der Basilika Sankt Aposteln statt, in der der damalige Erzbischof Josef Frings 15 ungarische Firmlinge firmte. „Groß war das Staunen der in der Nähe wohnenden Apostolaner, als der Kardinal persönlich in die Basilika einzog”, so der damalige Ungarnseelsorger István Hieró. Dem Erzbischof und seinem Generalvikar Joseph Teusch war es besonders wichtig, dass für die im Rheinland lebenden ungarischen Flüchtlinge ein Pfarrzentrum errichtet wird. Nach der Messe zogen die über 400 anwesenden Ungarn unter der Führung des Generalvikars und der anwesenden Ungarnseelsorger aus Deutschland und den Nachbarländern in die Thieboldsgasse ein, wo die Grundsteinlegung von Joseph Teusch persönlich vorgenommen wurde.
Bei der Einweihung des Hauses im September 1965 brachte Generalvikar Teusch seine Freude zum Ausdruck, dass die Ungarn mit diesem Haus einen kulturellen und sozialen Mittelpunkt im Erzbistum Köln bekommen haben. Durch Jahrhunderte hindurch hätten die Ungarn das Christentum gegen den Ansturm des Feindes aus dem Osten aufgehalten, erneut in der niedergeschlagenen Revolution des Jahres 1956. Das Haus sei also nicht ein Almosen des Erzbistums, sondern vielmehr die Abtragung einer Dankesschuld an die Ungarn, denen man bewundernd Hochachtung zollen müsse. Sie hätten, so Teusch, stellvertretend Deutsche Last und Not des Roten Regimes tragen müssen
Bei der Feier hing über der ungarischen Fahne ein einfaches Balkenkreuz, umwunden mit Stacheldraht, Symbol der geknechteten Heimat. Alle Redner standen in dieser feierlichen Stunde unter diesem Kreuz. Architekt August Schabram aus Köln war damals verantwortlich für die Errichtung des Hauses. Er hatte mitten in der Altstadt auf einem engen Grundstück ein prächtiges Zentrum errichtet, mit einem Vortragssaal, mehreren Gemeinschafts- und Spielräumen, mit einer Bibliothek, Studentenzimmer für 10-12 Studierende und der Wohnung des Pfarrers.
Seit der Einweihung, durfte die ungarische katholische Gemeinde das (im Jahre 1974 zu Mindszenty-Ungarnhaus umbenannte Zentrum) knapp 48 Jahre benutzen. In dieser Zeit fanden unzählige Veranstaltungen und Begegnungen auch mit der Apostelngemeinde statt, wo die Köln-Ungarische Freundschaft und die enge Verbundenheit gepflegt und erlebt werden konnte.
Zwei Jahrzehnte lang durfte ich als Subsidiar in der Apostelngemeinde mitarbeiten und die Verbundenheit und gegenseitige Bereicherung unserer Gemeinden spüren.Papst Franziskus sagte einmal bei einer Ansprache: „Das Gute neigt immer dazu, sich mitzuteilen. Jede echte Freundschaft und Erfahrung von Wahrheit und Schönheit sucht von sich aus, sich zu verbreiten.”
In diesem Sinne entbieten wir, die Ungarngemeinde, in dankbarer Freude unsere allerbesten Wünsche zum Jubiläum. Ad multos annos!
József Lukács, Pfr. Ungarnseelsorger
Regelmäßige Gottesdienste:
am 2. und 4. Sonntag des Monats um 17 Uhr Heilige Messe in St. Aposteln;
am 1. Freitag des Monats um 18 Uhr Heilige Messe in der Kapelle des Mindszenty-Hauses.
Weitere Informationen erhalten Sie unter
Tel.: 0221 - 23 80 60
Fax: 0221 - 23 21 20
Internet: www.ungarnzentrum.de
E-Mail an: ungarnzentrum@netcologne.de